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Sie hören die Aufnahme eines gestimmten Klaviers des Klavierbauers Pfeiffer aus Stuttgart. Das Instrument wurde laut Seriennummer 1935 gebaut. Es hat einen 130 cm hohen Klangkörper. Damit verbunden sind entsprechend lange Saiten. Diese Faktoren sind gemeinsam mit der Qualität der Filze auf den Klavierhämmern der Schlüssel für den guten Klavierklang. Hören Sie selbst!
Wie hoch hätten Sie gerne die Stimmung? frage ich vor dem Stimmen meine Kunden. Die sind von der Frage meist völlig überrascht. Danach hat uns noch kein Klavierstimmer gefragt! höre ich dann als Antwort. Das ist verständlich, denn das Thema Kammerton ist ein wunder Punkt der Klavierstimmer. Ist das Klavier auf einen tieferen Kammerton abgesunken, so muss man ein bestimmtes Verfahren beherrschen, um die Tonhöhe anzuheben. Da man die Technik des Höherstimmens aber nicht wirklich beherrscht, benötigen meine Kollegen in der Regel mehrere Termine, um die gewünschte Tonhöhe zu erreichen. Grundsätzlich muss man hinsichtlich des Alters des Pianos differenzieren. Denn es gibt nicht den einen Kammerton im Sinne einer Norm. Bei Wikipedia informiert inzwischen eine recht gute Seite über den Kammerton.
Sie hören in diesen Aufnahmen ein Klavier der Marke W. Hoffmann. Wie so viele deutsche Marken hat dieser Namen eine bewegte Geschichte. Ursprünglich wurde die eigenständige Marke 1893 in Berlin gegründet. Seit 1953 wurde die Marke von Euterpe weitergeführt. Unser Klavier wurde von Euterpe in Langlau gebaut. Inzwischen gehören aber sowohl Euterpe als auch W. Hoffmann zur Bechstein-Gruppe.
Das Klavier von W. Hoffmann soll nun im Kreis der Familie für die Hausmusik genutzt werden. Das heißt, es wird gemeinsam mit anderen Instrumenten gespielt. Doch es ist mittlerweile auf 429 Hertz abgesunken. Erst 1939 hat man sich auf den neuen Kammerton von 440 Hertz geeinigt. Zum Beispiel um 1900 gebaute Klaviere waren dagegen in der Mensur der Saiten für 435 oder 430 Hertz ausgelegt. Da dieses Klavier nach 1939 gebaut worden ist und der Gesamtzustand keine kritischen Auffäligkeiten zeigt, kann man es höher stimmen. Diese Sonderleistung bietet die überregionale Klavierstimmerei Praeludio® seinen Kunden nicht nur zum Festpreis sondern auch innerhalb eines Termins an!
Bei diesem Hörbeispiel erfahren Sie etwas über ein in der DDR hergestelltes Kleinklavier der Marke Gebrüder Zimmermann. Es handelt sich um eine alte deutsche Marke, die 1884 in Leipzig gegründet worden ist. Heute gehört der Namen zur Bechstein-Gruppe, die sich nach der Wende kostengünstig mit deutschen Klavierfabrikaten eingedeckt hat, um diese international zu verwerten.
Das Klavier aus unserem Hörbeispiel ist nicht nur verstimmt, sondern die Klavierhämmer schlagen mehrfach gegen die Saiten. Diesen Effekt bezeichnet man als Trommeln. Eigentlich sollte der Hammer nach dem Anschlagen der Saiten ruhig gestellt werden. Der Hammer wird im so genannten Fänger aufgefangen und kontrolliert. Dieser Aspekt der Mechanikregulierung betrifft aus der Sicht des Klavierspielers die so genannte Spielkontrolle (Einzelbilder, Phasenbeschreibung). Das heißt, es soll in den Händen des Klavierspielers liegen, wie häufig ein Ton angeschlagen wird. In unserem Fall schlägt aber der Klavierhammer so oft gegen die Saiten, wie es ihm beliebt. Das Ergebnis ist somit zufällig und das ist eben das Gegenteil von Spielkontrolle. Es resultiert aus einem Fehler der Mechanikregulierung.
Das Spielwerk ist falsch eingestellt. Somit ist das Trommeln ein unerwünschter Fehler, den man beseitigen muss. Vermutlich bekommt meine Aussage von Ihnen beim Lesen ein inneres Nicken, eine Zustimmung. Daher wird es Sie überraschen, wenn ich nun auf eine Seite bei Wikipedia über den Klaviertechniker Franz Mohr (4. Absatz) verweise. Der berichtet nämlich, dass ausgerechnet der berühmte Pianist Glenn Gould darauf bestand, dass Franz Mohr als damaliger Steinway-Chefkonzerttechniker den Flügel vor dem Konzert so reguliert hat, dass dieser Effekt zum Regelfall wurde. Was lernen wir daraus? Fehler sind offensichtlich nur eine Frage der Interpretation. Wieder einmal taucht an dieser Stelle also eine Geschichte auf, aus der hervorgeht, dass ausgerechnet die Protagonisten des Klaviers, nämlich die Pianisten, mit den Leistungsspektrum des uns bekannten Pianos unzufrieden sind. So ist es zu erklären, dass Glenn Gould den Effekt des Trommelns nicht als eine Störung sondern vielmehr als eine Bereicherung des Bekannten empfunden und bewertet hat. Aufmerksame Menschen in der Klavierproduktion verfolgen diese Kritiken offensichtlich schon länger. Sie haben den Trend erkannt und darauf im Klavierbau mit der neuen Kategorie des Hybrid-Pianos reagiert. Doch auch diese neuen Instrumente, die akustische und digitale Klänge vereinen, muss man hinsichtlich ihres aktuellen Leistungsspektrums kritisieren. Denn bislang ist noch kein klassischer Pianist motiviert, das angebotene Spektrum an neuen Sounds im Rahmen der Klassik einzusetzen. Erst wenn die Sounds nicht nur schlichten Mustern folgen, sondern imstande sind, das gesamte musikalische Spektrum abzudecken, also akustische Klänge zu unterstützen, zu begleiten, oder auch als gleichwertige Alternativen zur Verfügung zu stehen, werden dieses Musikwerkzeuge nicht nur den Durchbruch auf dem Markt erreichen, sondern möglicherweise eine Kulturrevolution einleiten.